Saatgut aus der Region

Nienburger Kulturpflanzenvielfalt

Was wollen wir?

Kulturpflanzen gehören zu den ältesten Kulturgütern unserer Welt. Vor circa 10.000 Jahren haben Menschen in der Neolithischen Revolution damit begonnen Nahrungsmittel anzubauen. In der langen Geschichte entwickelte sich eine unermessliche Pflanzenvielfalt.

Durch die industrielle Revolution und das Bestreben einiger großen Firmen verschwindet diese Saatgutvarietät gegenwärtig immer mehr. Landsorten, die noch vor 100 Jahren unser Leben in dieser Region begleitet und unseren Gärtner-Alltag bestimmt haben, sind kaum mehr zu finden. Von den 7000 Sorten, die zwischen 1836 und 1956 allein in Deutschland existierten, werden heute nur noch 9 % angebaut.

Auch die aktuelle Gesetzgebung hat zum Ziel, dass Saatgut überall gleich (uniform) sein soll. Das ist ökologisch weder sinnvoll noch überhaupt möglich, wenn Menschen nicht massiv in natürliche Abläufe eingreifen und sie dadurch aus dem Gleichgewicht bringen.

In natürlichen Systemen erfolgt eine permanente, feinste Modifizierung und Anpassung an reale Verhältnisse, an den geographischen Ort, seine klimatischen Gegebenheiten und Lichtverhältnisse, an die Bodenbeschaffenheit, an die Windverhältnisse, wodurch eine sinnvolle Diversität entstanden ist. Stellen Sie sich dagegen z.B. vor, wie eine Gemüsesorte, die in einem Jahr im Vogelsberg bei mittleren Temperaturen und exzellentem Boden entwickelt und im Folgejahr in Indien vermehrt wurde, auf einem mageren Sandboden bei unserer kalt-feuchten Witterung klarkommen soll?

Unsere Vision ist die Wiederbelebung des eigenen Saatguts in regionalen Gärten, um erneut eine genetische Vielfalt der Haus- und Kultursorten entstehen zu lassen.

Wir setzen uns deshalb für eine regionale Saatgutversorgung ein.

Team

Jakob Jonas Adam

Fabian Wilder

Diana Creutzberg (ohne Bild)

Ziele des Projekts

  • Die Kulturpflanzenvielfalt der Region Nienburg erhalten und verbreiten, auch darüber hinaus.
  • Das Bewusstsein schärfen für die Dringlichkeit der Erhaltung von Kulturpflanzenvielfalt.
  • Ein Bewusstsein für die Unwiederbringlichkeit  verlorengegangener Arten bei Kulturpflanzen schaffen.
  • Das selten gewordenen Wissen und Können der Saatgutvermehrung weitergeben und verbreiten.
  • Vernetzung von Anbauer*innen und Produzent*innen.

Wie gehen wir vor?

Die seit 2018 am Standort Steyerberg praktizierte Erhaltungszucht wird nach permakulturellen Prinzipien dort fortgeführt, um das Saatgut-Erbe von Wolfgang Kreimer weiter zu erhalten.
Die im Samenkorn genetisch verankerte Vielfalt wird durch Tauschkreisläufe in Umlauf gebracht und verbreitet.
In verschiedenen Bildungsangeboten wird Wissen und Können der Öffentlickeit zugänglich gemacht, mit dem Ziel, dass Saatgut in möglichst vielen Gärten, auf  Fensterbänken und in Blumentöpfen erhalten wird. Es entsteht ein buntes Team von Hobbygärtner*innen, die sich im Permakulturpark treffen und von- und miteinander lernen.

Ein Netzwerk von Botschafter*innen der Artenvielfalt im Kreis Nienburg/Weseraue und darüber hinaus steht im regen Austausch über Erfahrungen zu Methoden und erzielten Ergebnissen.

Unser Saatgut – Erbe

Wir vermehren ungefähr 125 verschiedene Gemüse-, Kräuter- und Blumensorten. Wolfgang Kreimer war 2018 an den Lebensgarten Steyerberg zugezogen und wollte die Erhaltungszucht abgeben. Nach seinem plötzlichen Tod im März 2020 haben wir die Samenvielfalt und die Aufgabe übernommen.

Wolfgang war Selbstversorger und vermehrte, was er besonders lecker und schön fand. So bewahrte er seit den 1980er Jahren Sorten vorm Aussterben und gab sie an andere weiter. Mit Freunden gründete er den Saatgutversand „Dreschflegel“ und verkaufte sein Saatgut später über „bio-saatgut“ bei Gaby Krautkrämer.

Jetzt haben wir seine Aufgabe übernommen, arbeiten in Kooperation mit unserer SoLaWi und wenden Anbaumethoden aus dem Market-Gardening an. Das Saatgut selektieren wir nach äußeren Werten wie Ertrag, Aussehen, Krankheitsresistenz und inneren Qualitäten.

Aktuelles aus dem Projekt findest du hier:

Wie kannst du uns unterstützen?

Aktuell wird das Projekt gefördert bis zum August 2022, im Anschluss bis zum Februar 2024 wird eine finanzielle Brücke erforderlich sein, um das Projekt weiterzuführen.

Konkret werden wir Spenden zum Kauf von Equipment und Maschinen einsetzen. Zunächst braucht es eine solide technische Grundausstattung für die Aufbereitung, Trocknung und Lagerung des Saatguts.